09/2021

Bühne Frei

Wie ein ideenreicher Firmengründer als Multitalent zum Erfolg kommt

Text und Fotos: H. Malguth

Um einen repräsentativen Eindruck vom Unternehmen Die Autostube zu bekommen, entführt uns Kfz-Meister Rouven Schummer zu einer Adresse im jüngst erweiterten Industriegebiet. Hier, etwa zwei Autominuten vom Stammsitz entfernt, dokumentiert ein schicker, aber zweckmäßiger Werkstattneubau, dass es Geschäftsführer Thomas Schmidt gelungen ist, sich bereits heute auf die Technik und Anforderungen von morgen vorzubereiten: Modernstes Werkstattequipment, großzügige Arbeits- und Schulungsräume sowie eine benachbarte Waschanlage prägen das Gesamtbild eines Unternehmens, dessen Inhaber seine Hausaufgaben gemacht hat.

 

Man könnte auch mutmaßen, dass Die Autostube an der August-Wellenkamp-Straße das Geld verdient und hier – in der Friedrich-Penseler-Straße – in eine erfolgreiche Zukunft überführt.
Rouven Schummer erläutert uns die Unternehmensphilosophie: »An dieser Wirkungsstätte werden wir in erster Linie das Segment der Elektromobilität abdecken und die weitläufigen Räumlichkeiten zur Aus- und Weiterbildung unseres Teams nutzen. Außerdem finden Sie hier sämtliche technischen Errungenschaften, die eine erfolgreiche Kfz-Werkstatt heute seinen Kunden bieten muss. Angefangen von der Achsvermessung, über die Lichteinstelltechnik bis hin zur Sensor-, Laser- und Kameratechnologie für die modernen Assistenzsysteme und 6,5-t-Hebebühne ist hier alles auf allerneuestem Stand. Die Waschanlage ist auch bereits seit längerem in Betrieb und wird von Tag zu Tag stärker frequentiert. Verschiedene Betriebe verfügen über eine Flottenkarte und lassen ihre Fahrzeuge hier waschen. Auch die Polizei hat unsere Anlage zwischenzeitlich zur Pflege ihrer Einsatzwagen entdeckt.«

Geschäftsführer Thomas Schmidt

Wie sieht es mit der Ladestation für E-Mobile aus?

Ist hier noch nicht installiert, wird aber noch nachgerüstet. Am Stammsitz befindet sich bereits eine Ladesäule, die demnächst durch zwei weitere ergänzt wird.

Sie bieten mit diesen Räumlichkeiten hervorragende Bedingungen für Ihre Ausbildungsabteilung. Wieviele Azubis sind hier beschäftigt?

Seit dem 1. August insgesamt fünf in den verschiedenen Ausbildungsjahren.

Engagierte Auszubildende wie Erik Lühmann finden in der Autostube ein technisch anspruchsvolles Aufgabengebiet.

Nach unserem Abstecher aus der Kategorie »Zurück in die Zukunft« bewegen wir uns anschließend wieder zurück zum Stammsitz der Autostube. Im Verkaufspavillon erwartet uns Geschäftsführer Thomas Schmidt zum Gespräch:

Tatsächlich? Das wertet ja den Status der freien Werkstatt auch für dieses Segment deutlich auf…

Genauso ist es.

Technisch sind Sie mit Ihrem Betrieb ja bereits für den Service von Reisemobilen ausgelegt. Folgen Sie mit der Werkstattauslastung dem bundesweiten Trend, dass dieser Markt rasant wächst?

Wir reparieren seit mehr als zwanzig Jahren schon Anhänger und auch Wohnwagen. Reisemobile sind aber meist deutlich länger. Diesen Umstand haben wir bei unserem Neubau, den Sie ja bereits vor unserem Gespräch besichtigt haben, bei der Bemaßung berücksichtigt. Heutige Wohnmobile weisen nicht selten Abmessungen von zehn, dreizehn oder vierzehn Metern Länge aus. Um diese fachgerecht warten zu können, benötigt man neben der Hallengröße auch die dazu erforderliche Hebetechnik von 6,5 t, die wir ja im Neubau installiert haben. Beim Service decken wir alles ab.

Wenn es aber darum geht, die defekte Wasserleitung hinter der Dusche oder anderweitige Probleme an Einbauten zu beheben, dann verweisen wir den Kunden an einen darauf spezialisierten Fachbetrieb.

Welche Auslastung erhoffen Sie sich für Ihren neugebauten Standort?

Im Kundenkreis wächst der Anteil an E-Fahrzeugen seit einigen Jahren kontinuierlich. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass die E-Mobilität nicht mehr in dem Maße dem Verschleiß von Bauteilen unterliegt wie es bei den benzinbetriebenen Autos der Fall ist. Aktuell sind wir aber mit den beiden Arbeitsplätzen an neuer Wirkungsstätte die einzige Anlaufstelle für dieses Klientel. Ob eine weitere Ausweitung irgendwann nötig wird, muss man abwarten. Auf jeden Fall werden wir uns eine Option auf das Nachbargrundstück sichern, sobald das Gewerbegebiet in den kommenden zehn Jahren erweitert wird.

Hinsichtlich unserer Werkstattersatzfahrzeuge ist es heute schon so, dass wir den Kunden unsere elektrisch betriebenen Zweiräder wie etwa einen E-Roller anbieten. Vierrädrige E-Mobile sind bestellt. Darauf müssen wir aufgrund des Lieferengpasses der Industrie noch bis Oktober warten. Aber wir sind auch hier auf einem guten Weg…

Welche Strategie verfolgen Sie mit der Waschanlage innerhalb Ihres Gesamtkonzepts?

Grundsätzlich lautet unsere Intention, jedes Fahrzeug in gewaschenem Zustand an den Kunden auszuhändigen. Es gibt hier im Gewerbegebiet bereits eine Anlage, aber in Stoßzeiten entstehen dort schon mal längere Wartezeiten. Wenn unser Personal dann eine Dreiviertelstunde unterwegs ist, nur um ein Fahrzeug zu waschen, dann ist das komplett unrentabel. Mit unserer eigenen Waschanlage sind wir nicht nur deutlich flexibler, sondern können mit 2,90 m Höhe und 2,50 m Breite auch viel größere Fahrzeuge bedienen. Andere Betreiber von Waschparks in der Region haben zwar deutlich mehr für ihre Anlagen bezahlt, decken aber andererseits erheblich weniger Volumen mit ihren Hallen ab. Das hat sich herumgesprochen. Somit treten auch Betreiber von Fahrzeugflotten an uns heran, werden gewahr, dass wir auch Reparaturen anbieten und bereichern unser Kunden-Portfolio nun auch in diesem Segment. Wir sind demnach also kompetente Ansprechpartner für Besitzer von Pkw, Fahrzeugflotten, Anhänger, Wohnwagen und Reisemobile, sodass die Kunden sich überhaupt nicht mehr nach anderen Dienstleistern umschauen müssen.

Perfekt vorbereitet: Rouven Schummer verfügt über das Equipment für den Service an Elektrofahrzeugen.

Erweist sich der hiesige Standort für die beschriebenen Vorhaben aber nicht als zu klein?

Wir haben bereits die nächste Expansion – diesmal für die Gegebenheiten auf diesem Grundstück vorgesehen und planen tatsächlich, ein weiteres Gebäude zu bauen. Kernstück dessen soll ein darüberliegendes Parkdeck mit weitläufiger Rampe sein, die das Befahren und Abstellen unserer Fahrzeuge ermöglicht. Der neue Komplex soll dann nicht der Kfz-Reparatur, sondern der Verkaufsabteilung zugutekommen. Hier soll der Kunde dann künftig auch sein instandgesetztes Fahrzeug in gereinigtem Zustand wieder entgegennehmen und abholen. Diesen Service können wir in Anbetracht der aktuellen Grundstücksnutzung gar nicht bieten.

 

In welchen zeitlichen Dimensionen denken Sie dabei?

Am liebsten wäre uns die Realisierung und Inbetriebnahme in 2022.

 

Da haben Sie sich ja noch einiges vorgenommen…

…wobei das noch längst nicht alles ist: Auf dem Gelände, auf dem die Waschanlage steht, wird noch ein weiteres Gebäude entstehen. Außerdem müssen wir unser derzeitiges Reifenlager erweitern, sodass es bei uns im kommenden Jahr noch reichlich Veränderungen geben wird.

 

Da haben Sie ja noch Großes vor…

Es gibt heutzutage kaum eine größere Sicherheit als Betongold, zumal sämtliche Bauvorhaben darüber hinaus noch von unserem Zweitunternehmen, der Immobiliengesellschaft meiner Frau, begleitet werden.

Außerdem können wir dabei auch richtig viel Geld sparen, wenn Sie an die aktuelle Entwicklung der Baukosten denken...

Ein Teil des Teams der Autostube um die Geschäftsführung von Thomas und Nadine Schmidt (Foto Fechner).

Wenn man Ihnen so zuhört, gewinnt man den Eindruck, dass Sie uns noch stundenlang mit Neuigkeiten aus der Autostube und Ihren Unternehmen versorgen könnten, aber was wir von Ihnen bis dato noch nicht wissen, ist:

Wie sind Sie gestartet?

Ich bin mit einer Kochlehre angefangen, habe dann aber sehr schnell eine ziemlich heftige Allergie bekommen, die mich gezwungen hat, meinen eigentlichen Traumberuf schon sehr früh wieder aufzugeben. Als ich die Allergie überwunden hatte, habe ich bei meinem vorherigen Arbeitgeber, einem renommierten Restaurant mit Michelin-Stern, erneut vorgesprochen und angeboten. zumindest an drei Tagen pro Woche – Montag, Mittwoch, Freitag – in der Küche auszuhelfen.

Zudem habe ich parallel zu meiner Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bei jedem Event, ob Ostern, Weihnachten, Silvester, bei Hochzeiten, Taufen, Komfirmationen in der Restaurantküche mitgearbeitet. Das passte zeitlich immer recht gut, weil ich in der Ausbildung stets um 17:00 Uhr Feierabend hatte. Von 18:00 bis 22:00 Uhr ging’s dann jeweils mit dem Kochen im Restaurant weiter. Aber das war ja noch nicht alles: Nebenbei war ich bei meinem Onkel auf dem Campingplatz mit 2.500 Stellplätzen tätig. Er betrieb dort einen heruntergekommenen Kiosk mit Minigolfplatz. Als ich anfing, war wirklich alles Schrott. So begann ich, alles umzustrukturieren und neue Angebote zu kreieren: Brötchenverkauf, Frühstücksservice usw. usw. So musste ich sonntags beispielsweise bereits um vier, fünf Uhr anfangen, damit wir die insgesamt 800 Brötchen täglich rechtzeitig zur Abholung parat hatten. Nach einer kurzen Anlaufzeit hat dieses kleine Nebengewerbe bereits vier- bis fünftausend Mark eingespielt. So konnte ich mein erstes Grundstück hier am Platze bereits gut eigenfinanzieren, um mich hier selbstständig zu machen. Damit ging’s dann also los!

An dieser Stelle müssen wir die Wiedergabe des Interviews und Thomas Schmidts Ausführungen leider abkürzen. In Wahrheit hat er uns noch weitere zwei Stunden anschaulich unterhalten. Um kurz nach 18:00 Uhr ist er mit den Schilderungen seiner Aktivitäten neben dem Kfz-Betrieb mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade mal bei 50% angelangt. Aus diesem Grunde lohnt sich ein Folgebesuch in der Lüneburger Autostube vermutlich in Zukunft auch für uns (Anm. d. Red.).

 

Auf bald, Herr Schmidt, bleiben Sie so unternehmungslustig und gesund!

Wir wünschen Ihnen alles Gute!

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