09/2021

Das Automuseum PROTOTYP

Ein Highlight für große und kleine Hamburg-Besucher mit Benzin im Blut

Text und Fotos: H. Malguth und Automuseum PROTOTYP

Foto: Automuseum PROTOTYP

Seit dem 12.April 2008 bereichert das Automuseum PROTOTYP die HafenCity im denkmalgeschützten ehemaligen Fabrikgebäude der Harburger Gummi-Kamm-Compagnie.

Unter dem Motto »Personen. Kraft. Wagen.« wird hier der gelebten Autoleidenschaft, deren genialen Konstrukteuren und waghalsigen Rennfahrern Rechnung getragen. Dabei werden technische Details leistungsstarker Motoren und formschöne Sport- und Rennwagen aus 80 Jahren  Automobilgeschichte hingebungsvoll in Szene gesetzt.

Zum Prinzip der Aussteller gehört, den Ikonen der Ingenieurskunst ungewöhnlich nahe zu kommen: Das Berühren der wertvollen Fahrzeuge ist jedoch bei aller Begeisterung selbstverständlich nicht erlaubt. Was das Ausstellungskonzept so besonders macht, ist die Würdigung der Konstrukteure, Designer und Rennfahrer, deren Schicksale im Automuseum PROTOTYP unterhaltsam und informativ vermittelt werden.

Auf rund 2.500 m2 bieten drei Ebenen Platz für themenbezogene Sonderausstellungen, die Dauerausstellung sowie Veranstaltungsflächen zur Buchung individueller Events. Jedes der rund 50 präsentierten Fahrzeug ist in seiner Art ein Unikat – wenn auch nicht zwingend ein Prototyp. Die Gründer des Museums, Oliver Schmidt und Thomas König, sehen ihr Unternehmen selbst als eine Art Prototyp, das gleichermaßen Motorsport- wie Design-Interessierten als Treffpunkt zum Staunen, Freuen und Fachsimpeln dient.

Trotz eines enggesteckten Terminplans empfängt uns Carolin Peiseler, im Hause zuständig für PR und Marketing, zu einem ganz individuellen Rundgang durch die aktuelle Ausstellung:

Zu Beginn erläutert sie uns die hohe Affinität der Gründer zu Porsche und VW. Dies erklärt den auffällig hohen Ausstellungsanteil an historischen Fahrzeugen dieser Hersteller. Gleichwohl legt sie aber Wert auf die Feststellung, dass auch andere Fabrikate durchaus willkommen seien. So sorgte die vom Automuseum PROTOTYP ab Herbst 2016 bis Frühjahr 2017 von namhaften Künstlern wie Andy Warhol und Jeff Koons designte Fahrzeugserie BMW Art Cars für internationale Furore mit entsprechend hoher Medienpräsenz. Neben der Dauerausstellung veranstaltet das Haus in unregelmäßigen Abständen auch immer wieder Sonderausstellungen wie eben die erwähnte BMW Art Cars. Wegen umfangreicher Umbaumaßnahmen finden derzeit jedoch keine derartigen Präsenta-tionen, wohl aber immer wieder auch Foto- und Kunstausstellungen statt, die sich dem Thema »Automobil« widmen. Carolin Peiseler legt großen Wert darauf zu erwähnen, dass innerhalb des Museums stets auch großzügige Flächen für Firmen- und Privat-Events zur Vermietung genutzt werden, die dann im reizvollen Ambiente vor der historischen Fahrzeugkulisse abgehalten werden können.

Stolzes Prunkstück der Ausstellung: Der Ur-Porsche.
Foto: Automuseum PROTOTYP

Grundsätzlich werden hier also immer auch die Geschichten zu den jeweiligen Autos erzählt?

Ja, es werden im Wesentlichen die Hintergründe, Historien und Werdegänge jener Menschen fokussiert, die die Entwicklung dieser wunderschönen Fahrzeuge überhaupt erst ermöglicht haben. Besonders stolz, so erzählt uns die Marketingexpertin, sei man hier im Hause auf den sogenannten Ur-Porsche (Foto rechts), einer Designstudie, die nur dreimal gebaut worden ist. Hierbei haben die Designer extrem auf die Verwirklichung der Stromlinienform in Reinkultur geachtet: Verzichtet wurde dafür sogar auf Außenspiegel.

Erstaunlich, dass dieses Modell die Kriegszeiten überstanden hat und erhalten geblieben ist…

Das Fahrzeug und die Karosserie wurden sorgfältig komplett wieder neu aufgebaut. Beides stammt aus dem Nachlass des österreichischen Rennfahrers Otto Mathé, dem hier auch eine besondere Ausstellungsfläche gewidmet wird.

Dazu erhalten wir eine von vielen spannenden Hintergrundgeschichten:

Otto Mathé ist seinerzeit auch Motorradrennen gefahren. Aufgrund eines im Rennen erlittenen Unfalls trug er die Lähmung seines rechten Arms davon. Daraufhin konstruierte er sich seinen Rennwagen so um, dass er fortan mit links schalten konnte. Während der Schaltvorgänge presste er seinen Brustkorb auf das Lenkrad. Um einen besseren Grip zu erhalten, wurde das Lenkrad mit einer Kordel umwickelt. So gewann Otto Mathé seinerzeit ein Rennen nach dem anderen.

Ein rennverrückter Motorsportpionier… und der Motor blieb offen – wie hier zu sehen?

Nein, darüber wurde für die Rennen eine Leinwand gespannt. Aufgrund der vom Motor ausgehenden Hitze oder mancher Fehlzündung ging diese Leinwand dann auch schon mal in Flammen auf. Die brennenden Fetzen flogen dann in hohem Bogen hinter dem Rennauto durch die Luft, was dem Wagen im Volksmund den Beinamen »Fetzenflieger« einbrachte.

Das Debütfahrzeug von Michael Schumacher in der Formel 1.

Weitere besondere Exponate der Ausstellung sind: Ein VW Käfer mit Brezelheckscheibe, ein Exemplar aus der allerersten Baureihe dieses Modells, der nach dem 2.Weltkrieg aus Metallschrott aufgebaute Petermax Müller Weltrekordwagen und der NSU Kompressor, der so konzipiert wurde, dass er ausschließlich geradeaus fahren konnte, um auf gerader Rennstrecke Rekordzeiten zu erzielen.

Das Untergeschoss fasziniert durch seine besondere Atmosphäre: Die baulichen Gegebenheiten des Gewölbekellers gehen eine perfekte Symbiose mit den historischen Exponaten und Themenwelten ein.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Carolin Peiseler, die uns in Hochgeschwindigkeit mit spürbarer Begeisterung fürs Metier diese rasante Zeitreise durch die Geschichte der Automobilität und ihrer Schöpfer ermöglicht hat.

Im Simulator können auch Kinder puren Fahrspaß erleben.

Automuseum PROTOTYP

Adresse

Shanghaiallee 7
20457 Hamburg
Fon 040.39996970
Fax 040.39996989
info@prototyp-hamburg.de
www.prototyp-hamburg.de

Eintrittspreise

Erwachsene 10,– Euro
Kinder (4– 14 Jahre) 4,50 Euro
zusätzlich Familien- und Gruppentarife

Öffnungszeiten

Di. bis So. 10:00-18:00 Uhr
(letzter Einlass 17:30 Uhr)

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