Fashion Week
Der Catwalk wird zur Partymeile
Text: Hartmut Malguth, Fotos: Henriette Malguth
Respekt: Wenn nationale Modedesigner/innen ausgerechnet ihre aktuellen Entwürfe quasi zeitgleich mit der in Deutschland stattfindenden Fußball-Europameisterschaft in der Hauptstadt Berlin präsentieren, so zeugt das zumindest von einem gestiegenen Selbstbewusstsein der Branche hierzulande. So durfte sich die vom 1. bis 4. Juli 2024 stattfindende Berlin Fashion Week nicht nur eines hohen medialen Interesses sicher sein, sondern auch das zahlreich angereiste Publikum vom Aufschwung der heimischen Haute Couture begeistern.
Das mag denn auch den Berliner Senat dazu bewogen haben, der zunehmenden Strahlkraft der Fashion Week als künftige Highlight-Veranstaltung gerecht zu werden und mit einem bemerkenswerten Etat in deutlich zweistelliger Millionenhöhe auszustatten. Unverkennbar: Man liebäugelt auch offiziell damit, bald wieder in die Bel Etage der weltweit führenden Modeveranstaltungen aufgenommen zu werden. Ob in der Uber Eats Music Hall (Rebekka Rutz, Danny Reinke, Marcel Ostertag und Kilian Kerner), im Kunstgewerbemuseum (Dawid Tomaszweski), Tempodrom (Intervention), im Flughafen Tempelhof (Haderlump), im Kulturforum (MARKE), im Reethaus (Rianna + Nina), in der König Galerie (Ewa Herzog) oder am Potsdamer Platz (Sophie Claussen u.a.) – über das gesamte Stadtgebiet lag ein besonderes Flair trendiger und avantgardistischer Mode. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung im Stadtbild konkurrierten auffällig exzentrisch gekleidete Protagonisten mit den internationalen Fußballfans und ihren jeweiligen Insignien und Kostümierungen.
Etwas abseits des Hauptstadttrubels sendete das internationale Label Marc Cain eine selbstbewusste Botschaft aus dem beschaulichen Potsdam: Als repräsentativen Schauplatz zur Mode-Performance hatten die Verantwortlichen die Kolonnaden am Neuen Palais im Park Sanssouci auserkoren. Unter Anwesenheit so hochkarätiger Gäste wie der Hollywood-Schauspielerin Kelly Rutherford und der aus der internationalen Netflix-Serie »Bridgerton« bekannten Jessica Madsen, wurden die Looks der Saison Frühjahr/Sommer 2025 in einem besonders stimmungsvollen Ambiente präsentiert.
Welches Fazit lässt sich ziehen?
35 Shows und diverse Begleitveranstaltungen haben gezeigt, dass die Berlin Fashion Week nicht nur für etablierte Modemacher und Stylisten interessant ist. So sind es nicht zuletzt auch die unglaublich kreativen Talente, die Freiheit, Vielfalt und Nachhaltigkeit lebendig werden lassen. Davon zeugen auch verschiedene hochdotierte Auszeichnungen, die Preise in zeitweise sechsstelliger Größenordnung zum Thema »Nachhaltigkeit« und »Nachwuchsförderung« ausloben. Mehr als 28.000 Gäste erweisen sich dazu als echtes Faustpfand für eine vielversprechende Zukunft dieses Events.
Nur die ganz namhafte Prominenz hält sich derzeit mit ihrer Präsenz noch vornehm zurück. Das spiegelt sich auch wieder in den jeweiligen After-Show-Veranstaltungen, wo Publikum, Models und Designer weitgehend unter sich blieben.