03/2023

Geschichte und Kultur pur

Eine Region, so verheißungsvoll wie eine perfekt komponierte Weinkarte: Montalcino, Montepulciano, Chianti

Text und Fotos: H.Malguth

La dolce vita in der Toskana

Wenn überhaupt ein Landstrich den Attributen des »La dolce vita« Italiens gerecht wird, dann ist es wohl die Toskana. Als Urlaubsland haben wir den südländischen Stiefel bis dato nicht so häufig auf dem Reiseplan gehabt. Angesichts sich zwischen endlosen Weinbergen magisch dahinschlängelnder Straßen, deren Verlauf von majestätischen Pinien gesäumt werden, erscheint es uns jetzt als unverzeihliches Versäumnis. Gleichgültig, worauf man sich in der Toskana fokussiert, aber es ist in jedem Fall anzuraten, sich dabei Zeit zu lassen. Landschaft, Wetter, Wein und Essen inspirieren zur absoluten Entschleunigung. Hier kommen Genießer auf ihre Kosten. Man darf behaupten: Italien präsentiert sich kaum irgendwo authentischer als hier:
Natürlich spielen diese Eindrücke auf der Klaviatur von Klischees, die man mit dieser Landschaft, Kultur und Historie verbindet, aber ob Urlauber, Künstler, Fotografen oder Videofilmer – hier werden sie allesamt fündig, wenn es darum geht, besondere Momente zu erleben und für die Nachwelt festzuhalten.

Statue von Cellini auf der Ponte Vecchio – ein Anziehungspunkt für alle Touristen.

DAS SOLLTE MAN GESEHEN HABEN

Zum idealen Ausgangspunkt unserer Toskana-Exkursionen haben wir die Hauptstadt Florenz erkoren – und das gleich aus mehreren Gründen:
Von hier aus ist man variabel bei der Entscheidung, ob man direkt nach Süden weiterreist oder zunächst einen weiteren Bogen Richtung Ost/Südost bevorzugt und dann in der jeweils entgegengesetzten Richtung wieder zurückfährt. Außerdem gibt es hier Architektur, Kunst, Kultur und Kulinarisches in einem kaum zu erahnenden Übermaß zu bestaunen. Daher ist man gut beraten, den Ablauf seines nachfolgenden Reiseplans diesen Eindrücken auch in Hinblick aufs Zeitmanagement unterzuordnen.
Ein Muss auch für weniger Kunstinteressierte sind die Uffizien, das Kunstmuseum mit seiner atemberaubenden Architektur und den Renaissance-Meisterwerken von Ausnahmekünstlern wie Leonardo da Vinci, Michelangelo oder Giotto di Bondone. Wer das Museum lieber solo statt auf einer organisierten Gruppentour und ohne lange Wartezeiten erkunden möchte, ist gut beraten, seine Eintrittskarten online zu buchen. Dadurch kann man die Verweildauer in der Galerie selbst bestimmen.

Die Piazza del Signoria im Zentrum von Florenz mit dem Palazzo Vecchio (Alter Palast aus 1322), der bis heute die Funktion des Rathauses erfüllt.
Aussicht vom Uffizienturm auf den Duomo, dem Symbol für die einst führende Rolle des geschichtsträchtigen Florenz.
Eine Kopie der David Statue von Michelangelo auf der Piazza del Signora. Das Original befindet sich in der Galeria dell‘ Accademia.

Wer dann von den gesammelten Eindrücken noch nicht komplett überwältigt ist, bucht sogleich noch Eintrittskarten für den Palazzo Pitti und den Boboli-Garten dazu – auch hier wohlgemerkt mit der Option »ohne Anstehen«. Die selbstgebuchte Online-Tour ist nicht nur finanziell deutlich günstiger, sondern punktet zudem mit dem unschätzbaren Vorteil, dass man die Uffizien, den Palast und den Garten in beliebiger Reihenfolge besuchen kann und die Karten für 5 Tage ihre Gültigkeit behalten.

Die Ufficien beherbergen eine der größten Kunstsammlung der Renaissance. Sie gelten als die älteste Gemäldegalerie der Welt (anno 1582). Anna de Medici vererbte 1737 diese Kunstschätze an die Bevölkerung von Florenz.

Den meisten Lesern wird die Toskana als Anbaugebiet für ihre weltberühmten Weine ein Begriff sein. Neben dem Chianti-Gebiet in der Provinz Siena sind die Weinberge um Montepulciano und Montalcino ein Ziel für Genießer.

Noch weiter südlich wird die Toskana von der malerischen Naturlandschaft der Maremma an der Südwestküste eingerahmt. Hier finden Aktivurlauber mit zahlreichen Wander- und Radwegen, erstklassigen Bademöglichkeiten sowie Gelegenheiten für alle möglichen Wassersportarten ein wahres Paradies vor.

Für die Rückreise in Richtung Norden haben wir einen Aufenthalt in Siena vorgesehen. Das Zentrum der geschichtsträchtigen 55.000-Einwohner-Stadt ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt.
Um die reichlich vorhandenen Attraktionen wie die Altstadt, die seit 1995 zum UNESCO Welterbe zählt, oder den Dom aus schwarzem und weißem Marmor zu erreichen, sollte man einigermaßen gut zu Fuß sein: Alle Straßenzüge dorthin weisen ein ordentliches Gefälle sowie historisches Pflaster auf.

Oben angekommen, entschädigt nicht nur das eindrucksvolle Panorama für die Mühen des Anstiegs, sondern auch eine einmalige Ansammlung jahrhundertealter Bauwerke.

Unser Tipp: Hier lohnt sich die Mitnahme eines tauglichen Weitwinkelobjektivs.

Siena

Von Siena zu unserem nächsten Etappenziel San Gimignano benötigen wir mit dem Auto bei gemäßigter Fahrweise eine knappe Stunde. Schon aus der Entfernung fasziniert das durch 14 teilweise stattliche Türme geprägte Panorama. Ihnen verdankt der 7.800-Einwohner-Idylle den liebevollen Beinamen »Manhattan des Mittelalters« und die Zugehörigkeit zum UNESCO Welterbe. Besucher aus der ganzen Welt strömen hierher, um sich am Anblick eines der sehenswertesten Ortschaften der Toskana zu begeistern.

Weiterhin erwähnens- und einen Besuch wert sind neben diversen Cafés und Boutiquen der Dom von San Gimignano, das Rathaus und die Torre Grossa.
Hierbei handelt es sich um den einzigen, gleichzeitig mit 54 m höchsten Turm des gesamten Ensembles, das man über 280 Stufen besteigen kann.

San Gimignano

Von Siena zu unserem nächsten Etappenziel San Gimignano benötigen wir mit dem Auto bei gemäßigter Fahrweise eine knappe Stunde. Schon aus der Entfernung fasziniert das durch 14 teilweise stattliche Türme geprägte Panorama. Ihnen verdankt der 7.800-Einwohner-Idylle den liebevollen Beinamen »Manhattan des Mittelalters« und die Zugehörigkeit zum UNESCO Welterbe. Besucher aus der ganzen Welt strömen hierher, um sich am Anblick eines der sehenswertesten Ortschaften der Toskana zu begeistern.

Weiterhin erwähnens- und einen Besuch wert sind neben diversen Cafés und Boutiquen der Dom von San Gimignano, das Rathaus und die Torre Grossa.
Hierbei handelt es sich um den einzigen, gleichzeitig mit 54 m höchsten Turm des gesamten Ensembles, das man über 280 Stufen besteigen kann.

Hierbei ist Schwindelfreiheit sehr zu empfehlen, denn ganz oben angelangt, muss man durch eine schmale Luke zur Aussichtsplattform emporklettern. Mit der Eintrittskarte von 9 Euro erwirbt man gleichzeitig ein Kombiticket, das auch zum Besuch des städtischen Museums und der Pinakothek im Palazzo Comunale berechtigt.

Ach ja – eines möchten wir hier auf keinen Fall unterschlagen: Wenn Sie in der Piazza eine stattliche Warteschlange vorfinden, dann wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit von Eisliebhabern vor der Gelateria Dondoli gebildet. Hierbei handelt es sich um eine der berühmtesten Eismanufakturen, die bereits mehrere Weltmeistertitel errungen hat. Lassen Sie sich eine kühle Kostprobe daher nicht entgehen!
80 km von San Gimignano liegt Pisa, dessen Schiefer Turm nicht die einzig sehenswerte Attraktion darstellt. Die Stadt hat darüber hinaus noch einiges mehr zu bieten: Den Dom Maria Assunta zum Beispiel, eine weiße romanische Kathedrale, die frei zugänglich ist, wenn man sich an die vorgeschriebene Kleiderordnung (bedeckte Schultern und Knie) hält. Außerdem: das Baptisterium, die freistehende Taufkirche des Doms und den Camposanto, ein imposant erscheinender Friedhof mit zahlreichen monumentalen Anlagen. Beides kann übrigens per Kombiticket online gebucht werden.

Pisa

Apropos mehrtägig – fragt man Insider, wieviel Zeit man für die Toskana einplanen sollte, erhält man unterschiedliche Anworten: Wer sich so wie wir auf eine Rundreise begibt und dabei überwiegend in nördlicheren Gefilden unterwegs ist, dem genügen vier bis fünf Tage bei – zugegebenermaßen – recht ambitioniertem Erkundungsprogramm. Gleiches gilt wohl auch, wenn man verschiedene Weingüter mit diversen Verkostungen durchzuführen gedenkt.
Möchte man sich einen stressfreien Gesamteindruck von der Toskana verschaffen und die Reise zur Erholung nutzen, dann sich zehn Tage sicherlich nicht zu lang. Ob eine oder zwei Wochen – Auto oder Wohnmobil sind für diese Reisevorhaben das ideale Fortbewegungsmittel. Dies gilt trotz der Tatsache, dass viele Ortschaften und selbst diverse Straßen in Florenz extrem schmal beschaffen oder von vornherein für den Individualverkehr gesperrt sind. Wer die Möglichkeit hat, Fahrräder mitzunehmen, ist gut beraten, sich auf historische Wegstrecken in Form von holprigen Kopfsteinpflasterpisten einzustellen.

« Zurück