Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wo die Gemeinde Aidlingen in Baden Württemberg zu finden ist, muss man sich eine Luftlinie denken, die 25 km von Stuttgart in südwestlicher Richtung zeigt und in Aidlingen endet. Genauer gesagt, benötigt man mit dem Pkw von Böblingen aus eine gute Viertelstunde in westlicher Richtung. Wenn man Aidlingen über die frequentierte Hauptstraße hinter sich lässt, erreicht man in wenigen Minuten die Autowerkstatt von Kfz-Meister Andreas John.
Als er den Betrieb 2016 zunächst als Pächter übernimmt, gilt sein Hauptaugenmerk zunächst dem systematischen Aufbau eines eigenen Kundenstamms. Als gestandener Fachmann investiert Andreas John Fleiß und Ehrgeiz, um sich eine stabile Existenz aufzubauen. Von Beginn an setzt er dabei auf das Thema Ausbildung. Aktuell beschäftigt er neben zwei Auszubildenden und einem weiteren Mechaniker auch einen Kfz-Meister, der die eigene Selbständigkeit aufgegeben hat und die Philosophie des soliden Kfz-Handwerks mit dem Inhaber teilt. Seit April 2022 ist Andreas John nun auch Eigentümer der Immobilie an der Hauptstraße 117/1.

»Da weiß man dann, wofür man sich die ganze Mühe macht«. Nach dieser Überleitung nehmen wir seine Einladung, das Gespräch bei unangenehmer Witterung vom zugigen Werkstattgelände in seinen kleinen Empfangsbereich zu verlegen, dankbar an.

Ihren Erläuterungen ist zu entnehmen, dass Sie derzeit mit Ihrer betrieblichen Situation sehr zufrieden sind…    
Absolut – alles super! Wenn wir in dieser Konstellation die nächsten Jahre erfolgreich bestreiten können, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.  

Wie machen Sie sich als Unternehmen für Bewerber interessant?  
Die Sichtweise, dass sich der Betrieb für den Bewerber attraktiv darstellen muss, teile ich nicht. Vielmehr besteht bei mir der Grundsatz, dass die Begeisterung für das, womit man seinen Arbeitsalltag verbringt, an erster Stelle stehen muss. Wenn ich merke, dass sich jemand mit großer Überzeugung einbringt und Spaß daran hat, dann kann er von mir alles haben.
Grundsätzlich – da stimme ich den Gelehrten zu – unterliegt der gesamte Arbeitsmarkt einer radikalen Neuorientierung. Aber wenn ich mich wie mein ehemals selbständiger Kfz-Meister in den 50ern mit Azubis ohne jeden Funken Motivation und Leistungsbereitschaft herumärgern soll, dann tauscht man diese Existenz doch lieber heute als morgen gegen einen gutbezahlten Hausmeisterjob in einem großen Autohaus...

…oder man steigt bei einem hochmotivierten Werkstattinhaber – wie Sie ihn verkörpern – ein…
Genau! Da spielt dann das Alter auch gar keine Rolle, weil hier ganz einfach die unschätzbare Erfahrung den Wert eines altgedienten Profis den Ausschlag gibt. Auch hier hat sich der Arbeitsmarkt verändert.

Wie stehen Sie zur E-Mobilität?
Ich mache derzeit die Erfahrung, dass die Kunden eher die Neigung haben, ihre alten Autos zu behalten und noch Geld für deren Instandsetzung zu investieren. Die E-Mobilität wird spätestens nach Rücknahme der staatlichen Subventionen einer gebremsten Nachfrage unterliegen, weil auch Strom als Energiequelle immer kostspieliger wird. Für meine Werkstatt stellt dieser Wirtschaftszweig daher keinerlei Bedeutung dar. Ich bin mit dem zufrieden, was ich derzeit habe und beschäftige mich nicht mit der Thematik.

Wie gestaltet sich die Wettbewerbssituation unter den freien Werkstätten in dieser Region?
Eher partnerschaftlich. Man kennt sich halt, und da hilft man sich, wenn es nötig ist.

Kommen wir zur Außendarstellung Ihres Unternehmens: Sie werden nicht leugnen, dass Sie ein großer Fan der »Werkstatt-Heroes« sind…
Ich mag diese Figuren persönlich sehr, weil ich finde, dass sie positive und aufmerksamkeitsstarke Indikatoren sind, die zu meiner Werkstatt passen. Auch bei den meisten Kunden kommen die Figuren gut an.  

Was zeichnet Ihren Betrieb im Umgang mit den Kunden aus?
Die Tatsache, dass wir viele kleine Serviceleistungen erbringen, mit denen wir dem Autofahrer spontan helfen – auch wenn es sich um Probleme handelt, die uns persönlich keinen Spaß bereiten. Einfach ehrlich, familiär und unkonventionell zu helfen – das ist unser Anspruch.
Also echte Werkstatt-Heroes!

Sind Sie auf bestimmte Fabrikate spezialisiert?
Nein. Transporter und Wohnmobile können wir bauartbedingt in unserer Werkstatthalle leider nicht bedienen. Ausgenommen ist hier der Reifenservice. Somit konzentrieren wir uns auf das reine Pkw-Geschäft.

Möchten Sie sich aus technischer Sicht in naher Zukunft für Ihre Werkstatt noch irgendwelche Wünsche erfüllen?
Da existiert bei mir jetzt keine Prioritätenliste, die es abzuarbeiten gilt. Aber natürlich freue auch ich mich, wenn ich mir einen teuren Werkstattkoffer mit Spezialgeräten kaufen kann, wenn sich daraus ein nennenswerter Nutzen für den Betrieb ergibt.

Bieten Sie Ihren Kunden auch Fahrzeuge zum Verkauf an?
Nein. Wenn sie ihr Auto verkaufen möchten und mich bitten, es zu diesem Zweck auf meinem Hof abzustellen, dann ja. Aber ich sehe mich weder als Fahrzeugvermittler noch als Gebraucht- oder Neuwagenhändler.

Uns ist auf dem Gelände der auffällige Wagen im Military-Look aufgefallen.
Was hat es damit auf sich?  
Ich mag einfach Autos, die mit wenig technischem Schnickschnack auskommen und einfach funktionieren.

…obwohl Sie ja andererseits täglich mit herausfordernder Technik zu tun haben.
Das eine schließt das andere nicht unweigerlich aus.

Welchen Stellenwert genießt für Sie die Fort- und Weiterbildung?
Das sehe ich als ganz wichtig an – sowohl für mich persönlich als auch fürs Team. Daher begeben wir uns auch regelmäßig zu irgendwelchen Kursen – bevorzugt in Form von Tagesseminaren. Angesichts der aktuellen Technologien wie Lichteinstellung, Radarwarn- und Einspritzsysteme gehört es einfach zum Werkstattalltag dazu, darüber Bescheid zu wissen, auftretende Probleme erkennen und beheben zu können.

Somit bleibt uns nur noch, uns bei Ihnen zu bedanken – sowohl für Ihre Zeit als auch die Vermittlung einer ganz besonderen Philosophie.

Alles Gute für Sie und Ihr Team.
Danke.